Médoc
Hier können auch gerne Fragen gestellt oder Anmerkung gemacht werden.
(e-mail an: Vignobles Paeffgen)
Juli 2020
Klima
Das
sich unzweifelhaft erwärmende Klima hat auch in Médoc Auswirkungen auf den
Weinbau:
1. Extrem Wettersituationen nehmen zu:
- länger anhaltende Trocken- oder Nässeperioden
- Extremwetterlagen (Gewitter mit Hagel; Spätfröste)
- Hitzewellen (Verbrennungen an den Trauben)
2. Insgesamt wird es wärmer:
- milde Winter ohne Frosttage erhöhen den
Schädlingsdruck
- schnellere Erwärmung im Frühjahr la früherer
Vegetationsbeginn
- veränderter Ablauf der Vegetationsperiode
und Traubenreife
Gefühlt sind die Phänomene gewiss stärker als tatsächlich statistisch belegbar. Durch die Nähe zum Atlantik und zur Gironde
sind einige der Effekte besonders im nördlichen Médoc mit der temperatur-ausgleichenden Wirkung des Wassers abgemildert. Das ist für den
Weinbau ein großes Glück. Wie weit dieser Effekt die Extreme abmildern kann, wird sich noch zeigen.
Für uns ergeben sich daraus verschiedene Konsequenzen:
- Durch den seit Jahren fehlenden Frost im Boden entwickeln sich auf einigen Parzellen Schneckenplagen.
- Vermehrte Starkregen-Ereignisse machen einige Pflanzenschuz - Maßnahmen wirkungslos. Wir nehmen grundsätzlich nicht
so ‚heftige‘ Wirkstoffe (CMR ist vom Betrieb verbannt). Das ist auch ein Grund weshalb die Zertifizierung als ‚Exploitation de Haute Valeur Environnementale‘
keinerlei Änderung in der Bewirtschaftung erforderte.
- Der natürliche Bewuchs unter den Reben wird phasenweise zu einer Herausforderung. Mit ‚heftigen‘ Herbiziden arbeiten wir schon sehr lange nicht mehr.
Seit 2014 wurde der Bewuchs auf einigen Parzellen nur mechanisch ‚gepflegt‘. Dies wird seither auf viele Parzellen ausgeweitet. Bei anhaltenden Nässeperioden gestaltet
sich das sehr schwierig.
- Den perfekten Reifezeitpunkt zu finden wird zu einer echten Herausforderung.
Extreme Trockenphasen können den Reifeprozess der Reben unterbrechen (so war es 2019). Es kommt mitunter zu eine schubweisen Reife der Trauben. Technische Analysewerte des
Traubenreifegrades reichen nicht aus um die Reife zu beurteilen. Insbesondere das Säure- Zucker Verhältnis wird durch Extremwetterlagen zu oft verfälscht. Dazu kommen Unterschiede in den Lagen.
Hier verlasse ich mich grundsätzlich nur noch auf meine geschmackliche Sensorik; also Beeren-/Traubenhaut kauen! Um den optimalen Lesezeitpunkt zu finden, ist der Verlauf der
geschmacklichen Veränderung in der Reifephase entscheidend. In der Optimalen Reifephase ist die Traubenhaut weich und die Aromenfülle überragt geschmacklich die Süße
des zuckerreichen Traubensaftes. Letztlich sorgt diese Einschätzung für die Balance zwischen Komplexität, Tannin-Struktur und Alkoholgehalten.
Es ist schwer einzuschätzen wo uns der Klimawandel hinführt.
Tatsächlich waren die Effekte für den Weinbau im nördlichen Médoc - bei allen Herausforderungen -
bisher positiv. Eine weitere Zunahme an Extremwetterlagen und eine anhaltende Klimaveränderung (Erwärmung) wird die kulturtechnischen Maßnahmen jedoch bald an den Rand der Möglichkeiten führen.
Juni 2020
bio oder
nicht-bio?
Wir haben entschieden unseren Betrieb nicht auf eine biologisch zertifizierte Wirtschaftsweise umzustellen.
Ganz bewusst, nachdem wir uns bezüglich der Konsequenzen informiert haben. Wir möchten auf die durchaus sehr umweltschonenden Präparate, die mit synthetischen Verfahren hergestellt
werden, nicht verzichten. Mit denen erreichen wir eine Gesunderhaltung der Rebenkultur ohne den Naturraum so stark zu belasten wie das mit ausschließlichen ‚Bio’-Instrumentarien wäre.
Diese Entscheidung berücksichtigt auch die klimatischen Verhältnisse in denen wir wirtschaften. Das heißt nicht, dass wir Präparate für biologischen Landbau nicht einsetzen.
Tatsächlich kommen diese neben oder in Kombination mit den synthetischen Präparaten regelmäßig zum Einsatz. Bedenkliche Präparate und Maßnahmen haben
wir längst komplett verbannt
aus unserer Wirtschaftsweise.
Mit anderen Worten:
Dadurch, dass wir unsere Pflanzenschutzmaßnahmen nicht auf ausschließlich
für biologischen Landbau zugelassene Produkte beschränken, können wir
hier umweltschonender wirtschaften.
Auch der Herbizid-Einsatz wurde sukzessive runtergefahren. Der Großteil
unserer Rebflächen wird mittlerweile ohne Einsatz von Herbiziden
bewirtschaftet. Interessierten Besuchern zeigen wir schon mal die vielen
Orchideen oder Kräuter, die zwischen unseren Reben wachsen.
Grundsätzlich steht bei uns der Pflanzenschutz unter folgenden Prämissen:
1. keine Rückstände im Wein
2. kein Krankheitsrisiko für die Personen die auf meinem Betrieb arbeiten
3. für den Naturraum so verträglich wie möglich
4. ökonomisch machbar – also für den Kunden bezahlbar
(auch die Reihenfolge ist wichtig)
Es ist möglich diese Prämissen einzuhalten, auch in periodisch sehr schwierigen Witterungsverhältnissen. Dazu orientieren wir uns mit den Kulturmaßnahmen
sehr nah am Wachstums- und Gesundheitszustand der Rebenkultur. Mitunter ist das auch riskant und es kommt vor, dass wir Krankeitsbefall mit entsprechenden Verlusten
hinnehmen müssen. So erging es uns im Jahr 2018 auf einigen Parzellen von Château Lassus -
hier ging es stellenweise bis zum Totalausfall.
Trotz solcher Rückschläge haben wir uns entschieden naturschonend und sicher für uns und unsere Kunden weiter zu machen.
Gewiss gibt es auch bei den für biologischen Landbau zugelassenen Produkten Weiterentwicklungen. Sollten sich diese so verbessern, dass eine Umstellung unter
den gegebenen Prämissen realisierbar ist, werden wir nicht zögern.
Mai 2020
Weingüter
in der (Corona-) Krise?
Weingüter wirtschaften in einer Landschaft.
Zwar gelingt es vielen die Veredelung bis hin zum konsum-marktfähigen Produkt mit eigenem Markennamen zu erfüllen und damit die Ausrichtung breit aufzustellen;
trotzdem sind auch Weingüter im Grunde landwirtschaftende Betriebe. Der Landwirtschaft sind katastrophale Naturereignisse nicht fremd. Ein Hagelsturm kann durchaus die Jahresproduktion
eines Betrieben innerhalb kürzester Zeit zerstören. Damit müssen die Betriebe klar kommen, darauf sollten sie vorbereitet, ja sogar eingestellt sein.
Versicherungs- und Besteuerungsstrukturen sind dieser Situation angepasst. Rücklagen oder Eigentümerverhältnisse sollten das auch sein. Noch wichtiger ist jedoch die Einstellung der Wirtschaftenden.
Dramatische Rückschläge, womöglich mehrmals hintereinander werden ‚verkraftet‘ und dürfen die Existenz nicht gefährden. Im Rang der Wirtschaftlichkeitskriterien steht in der Landwirtschaft die Existenzfähigkeit des Betriebes
oft vor Renditekriterien, wie Gewinn vor Steuern, Kapitalertrag, … . Das ist schon eine besondere Einstellung. Die Ausrichtung der Planung über die Zeit, geht statt über 5-Jahrespläne
- wie im Sozialismus oder bis zum nächsten Quartalsbericht - wie an der Börse über sehr viel längere Zeiträume -
mitunter über Generationen.
Wenn nun in den Berichterstattungen zur Corona-Pandemie von Monatsverlusten oder 30%igen
Einbrüchen im Jahresumsatz gesprochen wird, ist das für einen landwirtschaftlichen Betrieb nichts Fremdes. Daraus resultiert keine Haltung der Gleichgültigkeit.
Winzer, die in besonderer Abhängigkeit zum Witterungsverlauf stehen, wissen nur zu gut, wie schmerzlich es werden kann den ‚Gürtel enger zu schnallen‘.
Das Verhalten in Teilen der Gesellschaft, welches die aktuellen ‚Corona-‘ Einschränkungen auslöst ist nur verwunderlich. Statt Maßnahmen zu ergreifen den
Schaden so gut es geht zu kompensieren und verkraftbar zu machen, werden Überlegungen angestellt die Gesundheit oder das Leben von
sehr vielen Menschen zu gefährden um wirtschaftliche Einschränkungen zu vermeiden. Dabei
resultieren aus diesen Einschränkungen noch keine lebensbedrohlichen
Engpässe – z.B. eine Hungersnot als Extremfall. Wenn Teile der Bevölkerung nun auch noch ein Aggressionspotential an den Tag legen,
wird die Vernunftlösung zusätzlich von einer ‚Verschwörungsarchaik‘ bedroht.
Auch in dieser Kombination können die tatsächlichen Probleme katastrophale
Ausmaße annehmen. Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis.
In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich die Ursache dieser Krise klar zu
machen. Nach verfügbaren Kenntnissen ist es eine pandemische Krankheit,
ausgelöst durch ein Virus. Die Gesundheit und das Leben vieler Menschen ist
gefährdet und wir stehen alle in der Verantwortung damit zurecht zu kommen.
Letztlich ist es eine Naturkatastrophe, ausgelöst durch unvorsichtiges
Verhalten und verschlimmert durch unvernünftige Maßnahmen. Da ist es besser
selbst vernünftig zu bleiben und die Problembewältigung mit rationalen
Mitteln voran zu treiben.
Seit einiger Zeit geht es hier vielen Wein-Betrieben wirtschaftlich nicht gut.
Die Gründe sind vielfältig. In den letzten Jahren wurden ‚Marktverwerfungen‘
zum ernsten Problem, mit dem viele Winzer nun auch existentielle
Schwierigkeiten bekamen. Die vom französischen Staat bereitgestellten
Hilfsmaßnahmen der Coronakrise, wird einigen Betriebe eine Verschnaufpause
verschaffen, die grundsätzlichen Probleme werden jedoch nicht beseitigt,
stattdessen kommen Andere hinzu.
Mai 2020
Wie an
einen Médoc – Wein herangehen
Gute
Médoc-Weine sind einzigartig – wenn man sie mag.
Typisch für die Medoc-Weine:
-
Ein Wein des Médoc ist immer rot.
Macht ein Winzer in Médoc einen Weisswein, dann darf er diesen nicht mit der
AOC Médoc (Appelation d'Origine Contrôlée Médoc) anbieten.
-
Cuvé wie fast alle Bordeaux-Weine sind auch die Weine des Médoc eine
‚Assemblage‘ aus verschiedenen Rebsorten; hauptsächlich Cabernet Sauvignon
und Merlot
-
Die Gehalte an Gerbstoffen / Tannine sind verhältnismäßig hoch. Daher können diese Weine mitunter sehr lange gelagert werden.
Deswegen ist allerdings auch relativ schwer für ‚Neueinsteiger‘ einen Zugang zu finden. Wann bekommt man schon mal einen gut gereiften Médoc Wein als nicht Weinkenner angeboten
-
Bei guter Qualität kann die Lager-/Reifezeit durchaus 10-20 Jahre dauern.
Während dieser Lagerung verändern sich die Weine und die Tannine werden
samtiger/weicher. Oft verschließt sich der Wein etwa zwei bis sieben Jahre
nach der Abfüllung/Einlagerung und ist kaum zugänglich. Diese Zeit sollte
geduldig abgewartet werden. Es ist ein bisschen schade, wenn man feststellen
muss das die letzte Flasche aus der Kiste die Beste war.
Mitunter kann es aber auch passieren, dass ein Wein nach der Verschlussphase
nicht mehr lange haltbar ist und anfängt abzubauen. Das lässt sich vorher
kaum abschätzen – auch Profis vertun sich da regelmäßig.
-
Bevor ein Wein zur Reife eingelagert wird sollte er unbedingt verkostet
werden. Es hilft den Wein der geöffneten über mehrere Tage zu verkosten. So
‚simuliert‘ man durch den Luftzutritt einen beschleunigten Reifeprozess.
-
Gute Weine gewinnen durch die Reife Harmonie und Komplexität.
Schlechte Weine werden durch Lagerung nicht besser!
Mai 2020
Tips für
die Lagerung von Wein
-
Weine mit Korkverschluß
sollten liegend lagern, damit der Korken nicht austrocknet und dichtet.
-
Gleichmäßige Temperaturen möglichst zwischen 8 und 16°C; Tagesschwankungen
sollte nicht höher als 2° sein. Temperaturschwankungen beanspruchen den
Korken.
-
Hohe
Luftfeuchtigkeit – was schlecht ist für die Etiketten ist gut für den Wein.
-
Gerüche
grundsätzlich vermeiden
-
Äpfel
oder Kartoffeln dünsten Ethylen aus und sollten nicht im gleichen Raum
gelagert werden.
-
Bei
längerer Lagerung sollten die Flaschen aus dem Karton genommen werden. Wenn
dieser sich zersetzt, werden Chlorverbindungen und organische Stoffe
freigesetzt. Es wird muffig. Kartons bestehen oft aus recyceltem Material,
da ist es unmöglich Reinheit zu garantieren.
-
OHK
(Original Holz Kisten) sind für die Lagerung gut geeignet. Bei diesen
sollten jedoch die Deckel geöffnet werden, weil die Nägel rosten und später
im Holz sehr fest sitzen. Das Herausschlagen der Nägel wird einem gelagerten
Wein zunächst nicht guttun.
-
Zur
Geruchsbindung insbesondere zur Bindung von Chlorverbindungen kann eine
Edelstahlschale mit CaO (Kalziumoxid) aufgestellt werden. Vorsicht CaO ist
ätzend darf nicht in die Augen gelangen. CaO erhitzt sich bei Kontakt mit
Wasser (deshalb ein Behälter aus Edelstahl). Die Schale sollte unbedingt
außerhalb der Reichweite von Kindern stehen.
Fragen Anmerkungen Kommentare an:
Vignobles Paeffgen